Dienstag, 23. Juli 2013

Ein Tag auf Hakos

Text folgt











kommt ein Kudu geflogen...

22.07.2013
... kommt ein Kudu geflogen ...
(geschrieben von Stephan)

Die Zeit auf dem Frankfurter Flughafen verging recht schnell und ehe wir uns versahen, saßen wir schon in der Maschine der Air Namibia und hoben pünktlich um 20.10 ab. Die Großen machten es sich am Fenster bequem und die alten durften sich mit dem Jüngsten in der Dreier Mittelreihe vergnügen.
Entgegen der Gerüchte um Air Namibia, waren wir mit dem Service der Besatzung und auch der Verpflegung sehr zufrieden. Das Abendbrot war zu genießen und dieAuswahl an Getränken (auch an alkoholischen) war mehr als zufriedenstellend. Das Platzangebot entsprach dem üblichen Holzklassestandart.
Überpünktlich landeten wir gegen 5:00 Uhr Ortszeit noch mitten in dunkler Nacht auf dem Internationalen Flughafen von Windhoek. Kurzärmelig wie wir waren, genossen wir die minus 3°C und waren froh, im Laufschritt die Abfertigungshalle des Flughafen betreten zu dürfen.
Die Schlange am Einreiseschalter nahm kein Ende und so durften wir fast eine volle Stunde auf unseren Einreisestempel im Pass warten. Dafür standen an der Gepäckausgabe schon unsere Koffer für uns bereit. Durch den Zoll ging es ohne Kontrolle und nach einer kurzen Wartezeit beim Geldwechseln konnten wir auch schon unseren VW T3 synchro mit Dachzelt und Anhänger voller Freude von Ernesto entgegen nehmen. Die Übernahme ging recht flott von statten und ehe wir uns versahen waren wir auch schon unterwegs nach Windhoek.
Wir hatten noch eine Stunde Zeit, ehe die Geschäfte öffneten und so Frühstückten wir erst einmal ausgiebig in einem kleinem Restaurant in der Maerua Mall.
Dann noch schnell ins Wernhill Center und im Pick'n Pay den Großeinkauf für unseren Campingurlaub getätigt.
Für das Fleisch und das obligatorische Biltong fuhren wir allerdings noch einmal zurück nach Kleinwindhoek um in der Kalahari Meats Butchery unseren fleischlichen Gelüsten zu frönen. Ein paar Kilo Biltong, Doerwurst, Boerwurst und einem großem Stück Rindsfilet landeten in unsern Einkaufstüten. Wieder zurück durch die Stadt und schnell noch volltanken. Die Tricks mit dem schon voreingestellten Betrag von 20N$ an der Zapfsäule kannten wir zum Glück schon und der Tankboy stellte mit einem verschmitzten Lächeln den Zähler auf Null.
Vollgetankt fuhren wir voller Urlaubsfreude der C26 entgegen. Schon erreichten wir nach wenigen Kilometern den Kupferbergpass und erreichten eine Straßensperre. Der Beamte zeigte auf meinen rechten Hinterreifen und meinte, der sieht nicht so gut aus. He? Ich habe doch am Flughafen gesehen, dass diese so ziemlich neu aussahen. Und wie ich so aussteige und den Reifen in seiner etwas pappigen Form begutachte kann ich auch ein leises Pfeifen vernehmen und live mitverfolgen wie der neue Reifen gänzlich seine Form verlor.
Ein gutes Dutzend Bauleute und Polizisten verfolgten mit großem Interesse meine Aktivitäten im Reifenwechseln. Nach kurzer Zeit war alles auch dank der Mithilfe unserer Kinder erledigt und wir konnten uns ein Lachen nicht verkneifen. Keinen einzigen Kilometer Gravel Pad hat der Reifen befahren und dennoch seinen Geist aufgeben.





Frohen Mutes fuhren wir auf der Gravel Pad C26 in Richtung Gamsberg. Nach ca 100km nur wenige Kilometer vorm Abzweig zur Farm Hakos schrie meine mir frisch angetraute Frau Katja: "Achtung! Pass auf!" Ich konnte nichts besonderes sehen und fragte mich noch, was sie wohl will und ehe ich die zwei Kudus aus meinen Augenwinkel so recht realisieren konnte, sprang das ein Tier auch schon in vollem Galopp auf die Straße. Ich voll auch die Bremse, die Kudukuh (die Dumme) macht einen Satz und flog in ca 1,5m Höhe gleich einem Adler in Höhe unserer Frontscheibe vor uns hinweg. Den Bruchteil einer Sekunde sah ich das große Tier schon auf unserem Schoss sitzen und wenige Millisekunden später schöpfte ich Hoffnung, der kühne Flug des edlen Tieres geht ohne eine Karambolage von statten. Doch ich irrte, denn das blöde Vieh stieß im Flug noch einmal mit seinen Hinterläufen aus und krachte seine beiden Hinterhufe voll in unsere Frontscheibe. Toll! Katja bewunderte die Scherbenpracht auf ihrem Schoss und war doch recht froh, den schweren Kudu nicht auf ihrem Schoss aufgefangen zu haben.
Die Kinder, die hinten im Auto die Fahrt verschlafen hatten, waren schlagartig wach.





Die letzten sieben Kilometer fuhren wir nach Hakos und hatte kaum ein Auge noch für die große Horde Paviane, die vor uns die Zufahrtsstraße überquerte.
Gegen 15 Uhr begrüßte uns Waltraud herzlich und musste sich auch gleich unser Reiseabenteuer anhören.
Wir holten aus dem Lager der Sternwarte, meine noch aus 2009 hinterlassene Campingkiste und bezogen gutgelaunt den Campground mit dem fantastischen Blich zum Gamsberg und hinab der Großen Randstufe. Schnell war unser Campingzeug ausgepackt, das Dachzelt aufgebaut und schon genossen wir am Lagerfeuer bei einem herrlichem Sonnenuntergang und gleichzeitigen Vollmondaufgang das wunderbare Farbenspiel während wir und das Rindsfilet auf der Zunge zergehen ließen.






Die Augen unserer Kinder wurden mit Einbruch der Dunkelheit immer kleiner und pünktlich zur Sandmannzeit gingen alle Drei freiwillig ins Bett, um auch gleich drauf tief und fest zu schlafen.
Papa lässt noch die Kameras ein paar Zeitrafferbilder aufnehmen, während wir noch mit zufallenden Augen (es ist erst 19.30 Uhr) diesen Teil des Blogs in den Rechner tippen. Was soll's, wir sind müde und gehen jetzt auch in die Heia. Gute Nacht!


Unser Schlafzimmer im Mondlicht


Nachtrag:
Wir liegen im Dachzelt und betrachten durch den geöffneten Eingang den silbriggrauen Mondhimmel. Das Kreuz des Südens, die hellen Sterne des Centaur, eine unheimliche Ruhe ist zu spüren. Der Wind ist abgeflaut und nur das gleichmäßige Atmen von Felix kämpft gegen diese unwirkliche Stille an. Meine Gedanken kommen nicht zur Ruhe. So viel ist in den letzten Tagen geschehen. Katja schläft bald ein und ich beschließe noch einmal eine kurze Wanderung durch die silberhelle Mondnacht zu unternehmen. Nur wenige hundert Meter sind es zur Sternwarte. Ich geniesse den weiten Blick in die erleuchtete, nächtliche Landschaft. Das Mondlicht modelliert die wild zerklüftete Landschaft der Hakosberge. Am Südwest Horizont die markante Silhouette des Gamsberg mit seinem kleinen Bruder. Ein vertrauter Anblick, als wäre ich nicht weg gewesen. Ein Pferd trabt mir gelassen entgegen und verschwindet wieder so unauffällig wie es gekommen war im Busch. Da! ein heißeres wiehern, kein Pferd. Nein! Ein Zebrahengst warnt seine Herde. Unzähliges Hufgetrampel, doch so sehr ich mich auch anstrenge, kann ich die Tiere nicht entdecken.
Ich erreiche die Sternwarte und betrete das Gebäude mit dem 50cm Teleskop. Mein Namensvetter Stephan und seine Frau sind schon am beobachten. Bedingt der hellen Mondnacht ist der Saturn im Visier. mit 4,5m Brennweite zeichnet sich der beringte Planet kontrast- und detailreich auf dem Monitor ab. In den kurzen Phasen der Luftruhe, zeichnen sich schön die dunklen Unterteilungen des Saturnringes ab. Ein paar Videosequenzen landen auf der Festplatte des Rechners zur späteren Nachbearbeitung. Eine kurzes Gespräch später spaziere ich wieder zurück. Ich lausche in die Nacht, kann aber keine Zebras mehr hören. Die Stille, das fahle Mondlicht, dazu die dürren Bäume, es könnte auch als gespenstisch bezeichnet werden.
Ich erreiche gegen 22.00 Uhr wieder unseren Campground. Die Familie ist im tiefen Schlaf versunken. Das Lagerfeuer glimmt noch und lädt ein, sich in den Bereich der wohligen Wärme doch noch einmal nieder zu lassen. Eigentlich eine perfekte Zeit, die Gedanken in den Rechner zu tippen... und auch noch ein Gläschen Rotwein zu genießen.
Jetzt klappe ich den Rechner zu, blicke nach oben und sauge diese Stille in mich ein. Nur das leise klacken der Kamera stört die Stille und fern dringt ein leises Schnarchen zu mir vor...